Tipps, um die Angst vor dem Telefonieren zu überwinden
Warum jemanden anrufen, wenn man auch eine Mail schreiben kann?
Kennst du das? Dann bist du hier genau richtig.
Drückst du dich davor, das Telefon in die Hand zu nehmen, um jemanden anzurufen? Dann hast du eine Telefonphobie.
Dein Blutdruck steigt, du fängst schon vor Angst an zu schwitzen und überlegst dir schon, was alles schief gehen kann...
Die Angst vorm Telefonieren ist weit verbreitet. Sehr viele leiden darunter, doch die wenigsten versuchen das zu ändern. Denn heute gibt es sehr viele Alternativen mit E-Mails oder WhatsApp, also warum dann noch jemanden anrufen. Und gerade jungen Menschen fehlt es, um selbstsicher zu telefonieren.
„Telefonphobie ist keine eigenständige, klinische Diagnose“, erklärt Uschi Schöllhammer, Diplom-Psychologin und Telefontrainerin. Telefonangst gehöre zu den sozialen Phobien: Man hat Angst, vor anderen blöd dazustehen.
Schöllhammer: „Von Telefonphobie spricht man, wenn jemand schon bei der Vorstellung, ein Telefonat führen zu müssen, schwitzt, wenn ihm die Hände zittern, er ein flaues Gefühl im Magen hat und die Stimme bebt.“ Einige Betroffene bekommen sogar Panikgefühle, wenn sie ans Telefonieren denken. Die Folge: Sie drücken sich so gut es geht vor Telefonaten:
Manche Menschen, so Schöllhammer, rufen andere auch bewusst dann an, wenn diese nicht erreichbar sind. Zum Beispiel in der Mittagspause. „Dann kann man sagen ‚Ich habe angerufen, aber niemand ist drangegangen.‘“
Oft verstärkt sich so das Problem. Meidet man es zu telefonieren, fehlt einem die Übung. „Man nimmt sich die Chance zu erkennen, dass faktisch die meisten Gespräche gut laufen und nett sind. Da passieren in der Regel keine Katastrophen.“ Wenn man keine positiven Erlebnisse am Telefon mehr hat, wird die Angst immer stärker.
Legen Sie sich vor dem Telefonat Sätze zurecht, mit denen Sie sich aus schwierigen Situationen befreien können. Diese Sätze können darum gehen, was man sagt, wenn man etwas nicht weiß, oder ein schwieriger Anrufer an der anderen Seite nicht lockerlässt.
Zum Beispiel:
„Das weiß ich leider gerade nicht, aber ich finde es heraus und rufe Sie dann zurück!“
„Ich helfe Ihnen so gut ich kann.“
Außerdem sollten immer Zettel und Stift parat liegen, damit man direkt den Namen und das Anliegen des Anrufers notieren kann – um in der Hektik nichts zu vergessen.
Steht ein Telefonat an, dann schreiben Sie vorher auf, was Sie erreichen müssen, um in der Stresssituation nichts zu vergessen.
„Wenn ich Angst habe, verändert sich meine Atmung“, erklärt Uschi Schöllhammer. „Ich atme zu flach und zu schnell. Durch diese Hyperventilation verändern sich einige chemische Prozesse im Blut – und dies verstärkt wiederum meine Angst.“
Was hilft? Vor einem Telefonat bewusst in den Bauch atmen und aufrecht sitzen, um die Atemwege nicht zu blockieren. Aber auch das Ausatmen spielt eine wichtige Rolle: „Die Faustregel lautet: doppelt so lang ausatmen wie einatmen. Zum Beispiel bis drei einatmen und bis sechs ausatmen.“
Lächeln ist eine der besten Wege, unsere Einstellung zu verändern. „Wenn ich lächle, schüttet mein Körper Glückshormone aus“, erklärt die Diplompsychologin. „Wichtig ist, dass das Lächeln nicht nur ein Verziehen der Mundwinkel ist, sondern dass es bis zu den Augenwinkeln hochgeht. Dann schüttet mein Körper Endorphine aus und die wirken als Antagonisten gegen Stresshormone. In denen schwimmt mein Körper, wenn ich Angst habe. Durch das Lächeln kann ich dagegenwirken.“
Wenn während eines Telefonats Panik aufkommt, hilft innere Bestärkung. Legen Sie sich einige witzige oder entspannende Sätze zurecht. Etwa: „Ich helfe dem anderen so gut wie ich kann. Mehr kann niemand von mir verlangen.“
Doch was, wenn man einen unhöflichen oder schwierigen Gesprächspartner hat? „Wenn ich einen schwierigen Zeitgenossen am Telefon habe, kann ich mir entweder sagen ‚Oh ne, bei dem komme ich nie weiter!‘ oder ‚Ach, das ist ja ein interessanter Typ. Ist der mir glatt schon das dritte Mal ins Wort gefallen.‘ Wenn man es damit schafft, sich zum Schmunzeln zu bringen, ist das großartig, denn Humor ist auch ein Gegenspieler zur Angst. Damit nehme ich dem Ganzen die Bedrohlichkeit. Ich ziehe es weg von ‚Ich hatte so ein furchtbares Erlebnis‘ zu ‚Ich hatte ein interessantes Erlebnis am Telefon‘.“
Legen Sie sich einen Satz zurecht, mit dem Sie Ihr Telefonat starten können. Wenn Sie selbst anrufen, hängt der natürlich mit Ihrem Anliegen zusammen. Oft passt der Satz: „Sind Sie der richtige Ansprechpartner, wenn es um XXX geht?“
Nehmen Sie einen Anruf entgegen, reicht aber manchmal auch ein kleines Repertoire aus. Etwa:
„Ja, damit sind Sie bei mir genau richtig.“
„Damit kann ich Ihnen nicht weiterhelfen, aber ich kenne den richtigen Ansprechpartner.“
„Es ist nett, dass Sie an uns gedacht haben, aber daran haben wir kein Interesse.“
„Es ist gut, dass Sie mich anrufen.“
Um die Telefonangst zu überwinden, ist es wichtig, gute Erfahrungen zu sammeln. Daher führt kein Weg daran vorbei, es einfach zu tun. Also: Beachten Sie die obenstehenden Tipps, bereiten Sie sich gut vor, führen Sie das Telefonat und dann belohnen Sie sich – womit auch immer.
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Peter Weisenbach
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